Kondensat-Ölabscheider - BR64 - Die Baureihe 64

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Kondensat-Ölabscheider

Mancher wird sich bei einer Modell-Lokomotive als auch bei Vorbildfotos aus bestimmten Blickwinkeln gefragt haben, was das für ein runder Deckel auf dem rechten Wassertank mancher Lokomotiven der Baureihe 64 war.

Hier ein Detailfoto, bereit
gestellt von Ralf Winkler.

Abdeckung der 64 295 für den Kondensat-Ölabscheider, aufgenommen am 15.09.2013 im DDM in Neuenmarkt-Wirsberg von Ralf Winkler.

Um erklären zu können, für was dieses Loch mal gut war, muss man meistens ältere Fotografien bemühen.

Kondensat-Ölabscheider bei der 64 020 auf einem Werkfoto von 1928. ©Henschel

Jetzt sieht man deutlich den mit Flügelmuttern versehenen Aufsatz auf dem Wassertank.

Es handelt sich bei diesem merkwürdigen Gebilde um eine Anlage zum Rückgewinnen von Kondensatwasser zur Vergrößerung des verfügbaren Wasservorrats. Mit Verbesserung des Vorwärmers sollte das Kondensatwasser nach Möglichkeit als erweiterter Wasserspeicher genutzt werden, wie das später bei den Kondens-Loks BR 52 konsequent genutzt worden ist. Dazu wird 1/5
des Abdampfes aus den Zylindern zuerst in die Oberflächen-Vorwärmer geleitet, wo dessen Restwärme zum Aufheizen des Speisewassers rückgewonnen wird. Dabei kondensiert der Abdampf wieder zu Wasser, das nun entweder ablaufen muß oder auch genutzt werden kann. Aber das Kondenwasser enthält selbstverständlich auch etwas Schmieröl aus den Zylindern. Das muß entfernt werden.

Folglich mußte zwischen Vorwärmer und Speisewasser eine Möglichkeit zum Abscheiden des Öls eingebaut werden. Und das ist genau dieser Behälter. Was theoretisch prima funktionieren sollte, hat sich aber im harten Betriebseinsatz nicht bewährt. Im Behälter wurde der Filter schnell zugesetzt, so dass ein Wasserstau mit allen Problemen des Rückschlags in Leitungen und bis zur Speisepumpe auftrat. Der Reinigungsaufwand wurde betriebswirtschaftlich unerträglich. Es blieb nichts anders übrig, als diese Anlage wieder zu entfernen. Dafür ist die Kondensatleitung bis zum Aschkasten verlegt worden. Kurz vor dem Aschkasten ist dafür noch ein Kondensat-Wasserabscheider eingefügt worden, so dass mit dem restlichen Dampf der Rost von unten gekühlt werden konnte, das Kondensatwasser auf die Strecke abläuft.

Damit hatte sich die ursprünglich so wertvolle Absicht erledigt, den Vorrat an Kesselspeisewasser um fast 2 m³
zu vergrößern. Die zahlreichen Wasserkräne in Bahnhöfen und Bw mussten erhalten bleiben, Aufenthalte zum Wasserfassen mussten in den Fahrplänen berücksichtigt werden und dieser runde Behälter wurden entfernt. Quelle Dipl.-Ing. J. Westensee.

Folgende Loks trugen nachweislich den Ölabscheider:


64 005, 64 011, 64 012, 64 020, 64 024, 64 035, 64 069, 64 105, 64 106, 64 109, 

64 152, 64 167, 64 203, 64 206, 64 211, 64 217, 64 219, 64 367 

Kondensat-Ölabscheider zu Bundesbahnzeiten


Diese Ordnungsnummern in meiner Sammlung sind mit dem installierten Ölabscheider fotografiert worden. Letzte Vergleiche in der Bildersammlung zeigen, dass diese Kondensat-Ölabscheider sehr wohl zumindest in Einzelfällen bis zum Ende der 1960er Jahre installiert waren.

64 206 am 24.07.1968 im Bw Kirchenlaibach. Die Aufnahme zeigt uns eindeutig den rechten Wassertank mit aufgesetztem Kondensat-Ölabscheider. Allerdings fehlt das Verbindungsrohr zwischen dem Ölabscheider und dem Oberflächenvorwärmer. Also ist der Öbabscheider außer Funktion, aber vorhanden. ©Ulrich Budde, bundesbahnzeit.de

Folgende Nummern trugen nachweislich diesen Deckel:


64 006, 64 019, 64 046, 64 061, 64 093, 64 094, 64 271, 64 295, 64 415

Diese Loks tragen auf Fotografien nur den Deckel. Ob der Ölabscheider aber wirklich bei den oben genannten Loks auch installiert war, ist momentan nicht belegt.

Sehr wahrscheinlich gibt es noch weitere Loks der Baureihe 64, die dieses Merkmal aufweisen, aber Fotografien aus erhöhten Aufnahmepositionen sind naturgemäß selten.

Betriebsbuchauszüge

  • 64 357: "Ausbau der Kondenswasser-Rückgewinnung"   "Veranlassende Verfügung 266"  "Änderung ausgeführt RAW Nürnberg 29.01.1932"

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