Tuning der Lenz 64 295 (Teil 3)
Modellbau, Fotos, Text: Carsten Heidtke
Wer wie ich von der Schraubenkupplung in Spur 0 begeistert ist und nicht die NEM-Kupplung (vulgo Lenz-Kupplung) nutzen muss, ist für die Optik natürlich bestens bedient.
Zudem bietet der Umbau auf Schraubenkupplung den Vorteil, dass man dann aufgrund der Bewegungsfreiheit unterhalb der Pufferbohle alles andere vom Vorbild auch umsetzen kann.
Dazu gehören die Rückstellvorrichtung für die Vor- und Nachlaufachsen, die Bremsschläuche und die Dampfheizkupplungen. Wer es mag und gute Augen hat, kann auch direkt noch den Öler unterhalb der Lampe auf der Heizerseite samt 0,3 mm "Rohr" zur Kupplung nachbilden. (Letzteres haben nicht alle 64er!)
Dann sieht die Pufferbohle doch schon viel besser aus:
Wie man auf dem Bild oben bereits erkennen kann, trägt die Lok links und rechts neue Rangiertritte sowie zwei neue kleine Leitern zum Wassertank hin. Die Bausätze stammen von der Firma Petau, von der ich mehrere Tuningteile bezogen habe. Rangierleitern und -tritte wurden verlötet, angeklebt und lackiert. Hier der Rohzustand:
Ein in meinen Augen unbedingtes Muss sind die neuen Kesseltritte, ebenfalls von Herrn Petau hergestellt. (Hinweis: Am Ende werde ich eine Herstellerliste anhängen.) Die Plastikteile des Serienmodells sind optisch wirklich kein Genuss. Das Herausziehen der alten Tritte war bis auf einen einfach, dieser jedoch brach ab und das Reststück musste mühsam ausgebohrt werden. Die auf dem folgenden Bild roten Griffe und Handräder sind mittlerweile wieder geschwärzt.
Die Dampfpfeife ist von Lenz samt Auslösezug (!) bereits nachgebildet worden. Allerdings alles in Schwarz und ohne das Ablaufröhrchen unterhalb der Kappe. Die Kappe selbst habe ich mit einer selbst gemischten Farbe farblich abgesetzt und das Ablaufröhrchen durch 0,3 mm geschwärzen Draht von ASOA nachgebildet. Letzterer wird bei der 64 295 direkt bis in den nicht sichtbaren Bereich hinter dem Wassertank durchgeführt. Bei anderen 64ern ist das Röhrchen auch kürzer und man sieht Wassertropfen herauskommen.
Von der Firma Bauer Modellbau gibt es einer Wasserstandsanzeige aus Messingguss, welche hier bereits lackiert auf dem Wassertank angebracht wurde. Je nach Vorbild weicht die Lage dieser Pegeleinrichtung ab. Die 64 295 hat diesen Pegelanzeiger aus Lokführersicht vor dem Wassertankdeckel, würde man die 64 289 nachbauen wollen, wäre diese Einrichtung hinter dem Deckel zu montieren. Auf mir vorliegenden Vorbildfotos ist dies deutlich zu erkennen.
Auch hier habe ich die Chance genutzt, den Plastikeinsatz durch einen Echtkohleeinsatz zu ersetzen. Echte Kohle hat andere Strukturen und andere Farben. Die Kohle stammt von ASOA. Unterhalb des Einsatzes ist ein so genannter USP-Powerbaustein verbaut. Damit dieser Luft hat und nicht etwa zu warm werden kann, ist über ihm ein Luftpolster und eine Styrodureinlage, auf der eine letzte Schicht Kohle verklebt wurde.
Zudem wurden die Tenderwände, da aus Plastik, verjüngt, so dass diese nicht so klobig erscheinen. Dass auf den Trittbrettern beim Beladen ein paar Kohlestücke gelandet sind, ist der Sache sicherlich nicht abträglich. Da gibts noch ganz andere Vorbildfotos. ;-)
Das Modell glänzt mit ungestaltetem schwarzen Boden, bei dem aber Gott sei Dank die Kabel bereits flach in einer Vertiefung geführt wurden. Es lässt sich also ohne Wegfräsen, Schaben oder sonstige Eingriffe ein neuer Boden verlegen. Lediglich die beiden Sitze muss man ebenso wie ein Teil der Kohlenschütte kürzen, da knapp 1 mm zusätzlicher Boden hinein kommt.
Ich entschied mich für Furnierholz mit einer Dicke von 0,7 mm. Da ich im Reparaturfall wieder an die sauber verlegten Kabel kommen möchte, wollte ich den Holzboden nicht dauerhaft einkleben. Ich entschied mich daher, die Holzleistchen auf ein Stück Papier aufzukleben und dieses später mit Hin-und-Weg-Kleber von Noch einzusetzen. Das lässt sich notfalls wieder anheben.
Wer es mag, kann es natürlich noch deutlich dunkler beizen bzw. verschmutzen, aber bei aufgesetztem Führerhaus sieht man so mehr vom Boden. Mit Eimer für Putzlumpen, Ölkanne, Kohlestücke sowie Alterung und passendem Personal sieht es dann so aus:
Wieder einmal war es Herr Petau, der Messingleitern als Ersatz für die Kunststoffleitern bereit stellte. Hier mal Bilder vom Löten. Der Kontrast zu den schwarzen Kunststoffleitern ist auffällig.
Und nun im lackierten montierten Zustand. Wobei das Thema Sprossen bei den Leitern noch eine Sache für sich ist. Von Flacheisen über Quadratstahl auf Eck über Rundstreben über doppelte Ausführung der Quadratstähle bis hin zu unterschiedlichen Leitern links wie rechts gibt es beim Vorbild alles. Mein Modell hat Rundstähle aus 0,5 mm Messingdraht. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Lok wohl auch die doppelten Quadratstähle als Leitern hatte.
Für den, der sich darunter nichts vorstellen kann, steht hier ein Foto der 64 415 von der Heizerseite. Kurioserweise trägt die gleiche Lok auf der anderen Tenderseite Flachstähle als Sprossen. Jetzt mag man unken, dass der Museumsbetrieb bei der VSM in Beekbergen dafür verantwortlich ist. Dass muss aber nicht sein.
Bilder der 64 295 aus dem Jahre 1973 zeigen die Lok mit alter sowie neuer Bauart der Rangiertritte an der Pufferbohle vorne. Und das im Alltagsbetrieb. Frei nach dem Motto: Es wird dran gebaut, was vorhanden ist. Bei der 64 295 wie auch der 64 415, die beide in Weiden in der Oberpfalz beheimatet waren, wurden ja im Winter die Rangiertritte entfernt und Schneepflüge montiert. Wenn dann im Frühjahr die Schneepflüge wieder abkamen, hat man wohl die Tritte genommen, die gerade herumlagen.
Aber wieder zurück zum Modell und seinen mittlerweile montierten und lackierten Leitern.
Auch hier noch ein Nachsatz: Die 64 295 hatte auch im regulären Dienst bis 1974 zweifarbige Leitern, d.h. unterhalb des Umlaufs war die Leiter rot lackiert. So wird mein Modell auch gestaltet.
Weiter geht's im dritten Tuning-Abschnitt.