Vorüberlegungen zur 64 295 der Firma Lenz (Teil 1)
Modellbau, Fotos, Texte: Carsten Heidtke
Siehe dazu der Steckbrief 64 295 der Vorbildlokomotive.
Eines meiner neuen Steckenpferde ist das Supern dieser Dampflok geworden.
Während ich mich zu N-Bahner-Zeiten nie so recht mit Dampfern anfreunden konnte, ist das jetzt eigentlich schon der Liebling auf der Anlage, gefolgt von einer DB V100 und einer Köf 2.
Das liegt wohl auch daran, dass die Firma Lenz mit diesem Modell eine Lok auf die Schienen gestellt hat, welche einen herrlichen Sound gepaart mit einer hohen Detaillierung und exzellenten Fahreigenschaften liefert. Die Abmischung und Steuerung der Geräuschbestandteile im Decoder beim Übergang von Last- auf Leerlauf und umgekehrt ist ein Ohrenschmaus.
Bedingt durch die Großserienfertigung, die die Austauschbarkeit von Komponenten und bessere Ausnutzung von vorhandenen Formen bedingt, gibt es kleinere und größere Unstimmigkeiten zum Vorbild.
Wichtig ist auch immer, zu erwähnen, dass die Museumslok nicht in allen Punkten die Lok wiedergibt, wie sie z.B. noch 1972 gefahren wurde. Auch hier macht es sich bemerkbar, dass Museumsloks nicht immer genauso erhalten bleiben, wie sie mal gelaufen sind.
Aber fangen wir einmal an:
Die Lok hat im Jahre 1973, wie auch vereinzelt andere Ordnungnummern (64 241, 64 415), rote Griffstangen gehabt, obwohl ab Umlauf aufwärts normalerweise alles schwarz lackiert sein sollte. Es liegt nahe, dass sie zu Beginn ab 1934 vorbildlich schwarz lackierte Griffstangen, jedoch gegen Ende der Epoche III rote Stangen gehabt haben könnte. Da farbiges Bildmaterial aus dem Zeitraum zwischen 1934 und 1970 fehlt, lässt sich das nur vermuten. Daher bleiben die Griffe meiner Lok auch schwarz. Muss also nicht unbedingt ein Fehler von Lenz sein.
Das war die größte Überraschung für mich. Bereits auf Fotos aus dem Jahre 1972 ist zu erkennen, dass die Seitenwände der Wasserkästen geschweißt sind. Auf der Lokführerseite sogar markant mit zusätzlich zwei Flicken versehen. Was lag also für mich als Modellbauer, der die bestmögliche Nachbildung des Originals anstrebt, näher, als die genieteten Wasserkästen des Serienmodells durch geschweißte zu ersetzen?
Gesagt, getan. Die Firma Lenz war auch sehr kooperativ und hat mich mit geschweißten Wassertanks versorgt. Also nix wie ran an den Umbau.
Als der Umbau dann (aus bestimmten Umständen mit Verklebungen) erledigt war, ereilten mich Detailfotos meines Freundes Ralf, die zeigten, dass die Seiten zwar geschweißt sind, aber oben drauf Nietreihen zu sehen sind. Was ist das? Geschweißt, genietet oder beides? Sei es drum, mein Modell ist jetzt teils verklebt und ich werde es nur für ernsthafte Reparaturen wieder dort öffnen. Es ist auch nicht vollverklebt. So blöd war ich auch nicht. ;-)
Das war es dann auch schon mit den Fehlern des Großserienmodells. Ich habe jetzt nicht wie mancher Nietenzähler die Größen und Durchmesser von angedeuteten Schrauben, Nieten, Stangen etc. durchgemessen, sondern habe nur auffällige Abweichungen bearbeitet. Man sollte es letzten Endes nicht übertreiben. ;-)
Zudem kann man sich den detaillierten Führerstand oder die Verrohrungen am Kessel anschauen und sieht, dass sehr viel ab Werk umgesetzt wurde.
Also, was gab es dann überhaupt noch für den Tuner zu tun? Dazu jetzt in einzelnen Abschnitten mehr.
Ich will hier keinesfalls den Eindruck erwecken, als wenn die folgenden Optimierungen alle so furchtbar schwer wären und ich der einzige Spezialist wäre, der das könnte. Nein, um Gottes willen!
Es ist aber auch so, dass die Firma Lenz es nicht unbedingt gerne sieht, wenn man speziell diese Dampflok selbst öffnet. Die Gefahr, bei unsachgemäßem Griff etwas zu verbiegen oder abzubrechen, ist sicherlich vorhanden. Und das möchte der Hersteller sicherlich nicht laufend ausbaden, obwohl es sich gezeigt hat, dass der Service bei Lenz auf absolutem Spitzenniveau ist.
Daher die Bitte, vor allem was den Wassertanktausch angeht:
Überlegt euch jeden Schritt zweimal, fragt notfalls im Forum oder bei mir nach. Oder nehmt es auf eure Kappe. Ich gebe hier nur Anregungen, das Risiko trägt jeder selbst. Auch jenes, dass Lenz vielleicht mal bei absolutem Murks sagen könnte, dass die Reparatur etwas kostet.
Für Anfänger bei Modellbahnen ist folgendes nicht unbedingt geeignet!
Öffnen wir nun die Lok.