Der Kessel - BR64 - Die Baureihe 64

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Der Kessel

Der Langkessel hat 1500 mm lichten Durchmesser im vorderen Schuß. Die Wandstärke ist für 14 kg/cm² mit 14,5 mm bemessen; somit ergibt sich im vorderen der beiden den Langkessel bildenden Schüsse der Außendurchmesser 1529 mm und im hinteren Schuß 1500 mm.

Die Kesselmitte liegt 2700 mm über S.O. Damit konnten die Kesselaufbauten wie Schornstein, Dom und Sandkasten reichlich durchgebildet werden. Auf jedem Schuß ist ein Dom gleicher Abmessungen untergebracht, dessen Unterteil je den verschiedenen Schußdurchmessern entsprechend angerichtet ist. Der Domausschnitt ist durch einen untergenieteten Blechring versteift. In den oben zylindrisch auslaufenden Dommantel ist ein Stahlgußring eingenietet, der die Dichtfläche für den durch einen starken Druckring gehaltenen Deckel trägt. Durch die Befestigung des Deckels mittels Druckring ist es möglich, trotz, der Stiftschrauben die metallisch abdichtenden Deckel leicht auf- und maschinell nachzuschleifen. Der Druckring selbst ist winkelförmig ausgebildet und überträgt die Sohließkraft möglichst nahe den Dichtflächen, so daß kein Verwinden des Deckelrandes und Ringes eintreten kann.

Unterhalb des vorderen Domes ist ein geräumiger aus Blech gepreßter Schlammsammler angenietet, der unten durch einen den Ablaßschieber tragenden Deckel abgeschlossen wird. Die an dieser Stelle sich absetzenden Sohlammengen können leicht durch diese große Öffnung und die seitlich am Schlammsammler vorgesehenen kleinen Auswaschluken entfernt werden. Der vordere Schuß trägt weiterhin einen am Boden angeordneten Steg zum Anschluß des Federtragbleches.

Nach hinten schließt sich an den Langkessel der im Mantelteil aus einem Stück bestehende Stehkessel mit der Feuerbüchse. Er ist im Scheitel zylindrisch dem Langkessel angepaßt und zeigt in den Seitenwänden schwache Neigung nach innen. Die Blechstärke ist im Mantel 14 mm, die der Stehkesselvorderwand 15 mm und die der Rückwand 14 mm. Die Rückwand ist zur Vorverlegung- des Schwerpunktes schräg nach vorn geneigt und im oberen Teil senkrecht gehalten; hierdurch wurde eine einfache Anordnung der beiden die Versteifung übernehmenden wagerechten Blechanker sowie eine gute Anordnung der Kesselausrüstung auf dem Führerstand möglich.

Oberhalb der Feuerbüchse ist der Stehkessel durch eine Reihe 32 mm dicker Queranker aus Rundeisen gegen seitliches Aufbiegen durch das Deckenankerbündel versteift. Die 6 Anker sind in kräftige, aufgenietete Untersätze eingeschraubt.

Die Feuerbüchse wird von unten eingebracht. Ihre Seitenwände verlaufen nahezu senkrecht, so daß sich der seitliche Wasserraum etwas nach oben erweitert, einmal um ein ungehindertes Abströmen der Dampfblasen zu gewährleisten und andererseits den oberen Stehbolzenreihen größere Lebensdauer zu sichern, da sie bei ihrer größeren Länge ohne Überanstrengung dem Wachsen der Feuerbüchse folgen können. Die Feuerbüchse ist auch in den seitlichen Ecken stark abgerundet, so daß sich eine stetige Erweiterung nach dem Dampfräum zu ergibt. Die kupfernen Wandungen haben durchweg 14 mm Stärke. Die Versteifung gegen den Stehkessel übernimmt am Fuß der den Normen angepaßte Bodenring mit 90 mm Höhe und 70 mm Breite. Er trägt vorn und hinten angeschmiedete Ansätze, mit denen der Kessel sich auf dem Rahmen abstützt, und zwar je einen auf Kessellängsmitte zur Anbringung der mit Keilnachstellung versehenen Schlingerstücke und je zwei seitlich zur Verklaminerung mit dem Rahmen»

Der Bodenring wird zur Erzielung eines spannungsfreien Sitzes erst eingenietet, nachdem alle Decken- und Seitenstehbolzen fest eingezogen sind. Die Seitenwände der Feuerbüchse sind durch 21 mm dicke Stehbolzen aus Hohlkupfer bei einer mittleren Feldteilung von 85 mm mit den Stehkesselseitenwänden verbunden. Die Decke wird durch eiserne Stehbolzen von 22 mm Durchmesser getragen, die unterhalb der Decke im Feuerraum wie üblich Schutzmuttern tragen. Sie sind senkrecht zu der im Verhältnis 1 : 37,8 nach hinten geneigten Decke angeordnet. Diese Neigung gewährleistet, daß bei Talfahrt auf steileren Strecken und Einhaltung des niedrigsten Wasserstandes die Benetzung durch das Kesselwasser erhalten bleibt.

Der Stehkesselmantel ist in dem gegen die Feuerbüchse stärker geneigten Teil durch innen untergenietete Blechstreifen so verstärkt, daß die äußeren Reihen der Deckenanker noch mit zur Abdichtung genügender Anzahl voller Gänge eingeschraubt sind. Das Vorderende der Peuerbüchsdecke wird durch 10 Bügelanker getragen, die bei Wachsen der kupfernen Rohrwand sich ungehindert einstellen können. Die Bügel stützen sich vorn auf den Umbug der Rohrwand und sind hinten drehbar auf der dritten Deckenstehbolzenreihe gelagert. Die Aussteifung der Rückwand übernimmt neben den Stehbolzen der einreihig eingenietete Feuerlochring von 400 x 360 mm lichtem Durchgang.

Unterhalb des Rohrbündels ist die 26 mm starke Rohrwand auf 14 mm eingezogen. Sie wird durch 14 starke, mittig beanspruchte Bodenanker gegen den Langkessel versteift. Der runde Schaft der Anker und ihre große freie Länge von nahezu 500 mm gewährleistet gleichmäßige Beanspruchung bei Abbiegung in jeder Ebene. Sie sind am Boden des Langkessels angenietet und mit der Peuerbüchsrohrwand durch Nietschrauben verbunden. Zwei Anker nahe der Kesselmitte haben einen breiten Fuß mit zwei Nietschrauben zum Ausgleich der an dieser Stelle wegen der Rauchkammerwaschluken fortfallenden Aussteifung durch Heizrohre.

Die Abmessungen der Feuerbüchse sind:

Obere Länge licht

1492

mm

Untere Länge licht

1900

mm

Obere Breite licht

1144

mm

Untere Breite licht

1072

mm

Höhe über Rost vorn

1619

mm

Höhe über Rost hinten

1284

mm

Die Gesamtheizfläche der Feuerbüchse beträgt feuerberührt 8,7 m².

Die Rohrteilung ist weitgehend durch die Größe der Überhitzerheizfläche und die Abstimmung der Reibungswiderstände in Abhängigkeit von den Gasgeschwindigkeiten im gesamten Rohrsystem bestimmt. Es sind zwischen den 3800 mm auseinanderliegenden Rohrwänden 32 genormte Rauchrohre 110/118 für 36,1 m² Überhitzerheizflache in vier übereinanderliegenden Reihen angeordnet, daneben und darunter 114 genormte Heizrohre von 39,5/44.5 mm Durchmesser. Die gesamte Heizfläche beträgt 104,4 m². Die seitlichen freien Räume der Feuerbüchsrohrwand sind durch Unterbringung- von Heizrohren ausgenutzt. Dadurch ist die gesamte Rohrwandfläche gut gegen den inneren Kesseldruck verankert, das steife Rauchrohrbündel andererseits aber möglichst weit von den seitlichen Umbügen entfernt und das notwendige Atmen der Handfläche nicht behindert. Alle Rohre sind vor der Zupferwand stark eingezogen, so daß breite Rohrwandstege für die Nacharbeit und für das Einziehen von Gewindebuchsen bei starkem Verschleiß gegeben sind.

Der Rost hat 1072 mm größte Breite und 1900 mm Tiefe, mithin 2,04 m² Fläche und ist gegen die Waagerechte nach vorn unter 1 : 6,27 geneigt.

Es sind drei Rostfelder vorhanden mit genormten Rohrstäben der Längen 600 und 450 mm; die Stegstärke der Stäbe beträgt 16 mm, die Spaltbreite 14 mm. Die freie Rostfläche ergibt sich hierbei zu etwa 43%. Im zweiten Rostfeld von vorn, also 600 mm von der Rohrwand entfernt, liegt ein nach unten abklappbares Kipprostfeld von 450 mm Länge und 0,28 m² Fläche. Die doppelstegigen Kipproststäbe werden mit den üblichen versplinteten Bolzen gegen Abrutschen in der Kipplage gehalten. Das ganze Rostfeld stützt sich auf die Arme einer unterhalb des Bodenrings gelagerten Querwelle. Es wird des letzten Kuppelradsatzes wegen über eine Zwischenwelle hinweg mit Spindelantrieb vom Heizerstand aus bedient. Beim Öffnen schlägt der Kipprost nach vorwärts herunter, so daß durch das Feuerloch die Rückstände leicht nach vorn durch den Kipprostspalt in den Aschkasten gestoßen werden können.

Der Aschkasten liegt über dem letzten Kuppelradsatz und überbrückt ihn mit einem Sattelstück. Die Bodenfläche besteht fast gänzlich aus 2 nahe dem Schwerpunkt aufgehängten Klappen. Jede dieser Klappen wird durch besonderen Zug vom Heizerstand aus betätigt. Dabei ist die Anordnung so getroffen, daß die Klappen in der Verschlußstellung durch besondere Riegel gesichert werden. Der Riegel für die hintere Klappe wird seitlich unter der Rahmenunterkante beiderseits der Lokomotive von ebener Erde aus mittels selbstsperrender Hebel betätigt, während derjenige für die vordere Klappe über eine Zugstange und ebenfalls einen selbstsperrenden Hebel angezogen wird. Dieser ist in Höhe der Rahmenoberkante zwischen den beiden Kuppelradsätzen gelagert. Durch die Bedienung der Riegel von ebener Erde aus wird der Heizer veranlaßt, beim Verriegeln sich selbst durch Augenschein zu überzeugen, ob die Riegel tatsächlich einschnappen.

Der Aschkasten hat außerdem vorn und hinten vom Führerstand aus bedienbare Luftklappen, von denen die vordere nahe dem Schwerpunkt aufgehängt ist und mit dem oberen Teil in den Aschkasten hineinschlägt. Zur Vermeidung des Herausfallens glühender Ascheteile auf die Strecke ist gemäß diesem Ausschlag ein schräges Schutzblech im Kasten vorgesehen. Der untere Teil dieser Klappe ist mit einem Schutzsieb ausgestattet.

Für das Nässen der Schlacke ist an beiden Langseiten je ein Spritzrohr vorgesehen, das mittels zahlreicher Löcher den ganzen Raum bestreicht und bei seiner Anordnung durch etwa herunterfallende Roststäbe nicht beschädigt werden kann. Genügender Raum zur Aufnahme der Rückstände ist durch Herabziehen des Aschkastens zwischen den Rahmen erzielt. Über dem vorderen Teil des Rostes ist in die Feuerbüchse ein Feuerschirm eingebaut, dessen Steine so bemessen sind, daß sie durch das Feuerloch leicht eingebracht werden können. Der Feuerschirm stützt sich beiderseits an den Feuerbüchswänden auf Flacheisenschienen ab, die je mittels 3 durch hohlgebohrte Stehbolzen durchgeführte und von außen zugängliche Schraubenbolzen gehalten werden.

Nach vorn ist an den Langkessel mittels eines Zwischenringes von 40,5 x 60 mm die 1988 mm lange Rauchkammer mit 1630 mm äußerem Durchmesser angeschlossen. Ihre Wandstärke ist durchgehend 10 mm. Zur Entwässerung der Kammer ist an tiefster Stelle ein Abflußrohr vorgesehen. Den Abschluß der Kammer gegen den Langkessel bildet die 22 mm starke Rohrwand, die über dem Rohrbündel durch einen starken waagerechten Winkelblechanker, der seitlich an den Langkessel angeschlossen ist, versteift wird. Das über dem Rohrbündel verbleibende Stück der Rohrwand wird durch seitlich schräg nach oben laufende Winkel und Bleche kräftig versteift.

Vor dem Schornstein ist im Scheitel der Rauchkammer eine waagerechte Quernische zur Aufnahme des Abdampfvorwärmers angeordnet, an die sich in der gleichen Querebene rechts eine senkrechte Nische für die Luftpumpe und links eine solche für die Kolbenspeisepumpe anschließen. Der dadurch entstehende nahezu rechteckige Durchgang in der Kammer ist so groß, daß die Rohre bequem zugänglich bleiben und die Rauchkammerrückstände leicht entfernt werden können. Die Anordnung von Pumpe und Vorwärmer weit vorn trägt zur Vorverlegung des Gesamtschwerpunktes bei, gestattet eine unauffällige Hochlegung des Vorwärmers, die der Rückleitung des Kondensats zum Wasserkasten dienlich ist, und läßt das Gesichtsfeld nach vorn frei.

Die Rauchkammertür legt sich gegen einen besonderen Ring mit Dichtflache. Die Tür wird durch einen Mittelverschluß und 6 Vorreiber luftdicht gehalten. Der wagerechte Verschlußbalken ist auf beiden Seiten mit dem Rauchkammermantel verschraubt und verhütet eine Verdrückung der als Tragorgan des Langkessels dienenden Rauchkammer.

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