Die Zylinder - BR64 - Die Baureihe 64

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Die Zylinder

Das Triebwerk der Lokomotive arbeitet mit einfacher Dampfdehnung. Die beiden außen liegenden Zylinder treiben den zweiten gekuppelten Radsatz an.

Jeder Zylinder stellt mit dem zugehörigen Schieberkasten einen Block für sich dar.

Die Zylinder sind gegen den Rahmen geschraubt; sie legen sich mit einer Winkelleiste in einen Ausschnitt auf der Oberkante der Rahmenplatten. Die Befestigungsschrauben sind durch Ansätze am Gußstück entlastet; diese stützen den Zylinder mittels Paßstücken gegen den Rahmenausschnitt ab.

Der Durchmesser der Zylinder ist 500 mm
. Die Zylinder sind zu ihrer Quermitte völlig symmetrisch gehalten, so daß für beide Maschinenseiten nur ein Zylindermodell benötigt wird.
Um die Dampfwirtschaft der Lokomotive im Zylinderteil gut zu gestalten, sind die schädlichen Räume so klein wie baulich möglich bemessen und zwar:


hinten...............8,89%

vorn................9,29%


Der Abstand der Kolben von den Deckeln beträgt in den Totlagen:

hinten...............11 mm

vorn ................9 mm


Entsprechend dem geringen Abstand zwischen Kolben und Deckel werden die Deckel maßhaltig gegossen und mittels Schablone nachgeprüft. Die Schieberkästen liegen mit den Zylindern gleichachsig.

Der Frischdampf strömt den Mitten der Schieberkästen zu. Die Zylinder haben vorgeschraubte Ausströmkästen, die den Abdampf in seitlichen Umführungskanälen dem auf Quermitte des Gußstückes sitzenden Anschlußflansch zuführen. Die Trennung des Ausströmkastens von dem eigentlichen Zylindergußstück gestattet einen leichten Ersatz, da erfahrungsgemäß diese Stücke bei ihrer vorgebauten Stellung leicht Beschädigungen im Betrieb ausgesetzt sind.

Dicht neben dem Flansch für den Anschluß der Frischdampfleitung am Schieberkasten sitzt am rechten Zylinder der Anschluß für den Heißdampftemperaturmesser und am linken derjenige zum Frischdampfventil, zum Vorwärmer und zum Schieberkastendruckmesser.

Die Druckausgleicher sind auf den Schieberkästen gut zugänglich angeordnet. Den Schiebern wird das Schmieröl unmittelbar an den Laufflächen durch schräge Stutzen neben den Druckausgleicherflauschen zugeführt.

Die Schieber laufen in eingesetzten losen Buchsen, die gegen die Einströmkammer mit je einer ebenen metallischen, leicht aufzuschleifenden Fläche und gegen die Ausströmung in üblicher Weise durch elastische Kupferasbestringe abdichten. Der aufgeschraubte Ausströmkasten preßt den Dichtring gegen die äußere metallische Dichtflache. Der hintere Schieberkasten trägt die Führung für den Schieberstangenkreuzkopf; vorn werden die Stangen in geschlossenen Buchsen mit Deckel getragen. Die Schieber haben den für die kleineren Zylinder mit einfacher Dampfdehnung festgelegten Einheitsdurchmesser von 220 mm
. Sie vermeiden Eintrittsdrosselung auf Grund der großen Kanalquerschnitte und gewährleisten eine gute Ausnutzung des Zylindervolumens.

Die eigentlichen Zylinderwände der Gußstücke sind mit Rücksicht auf möglichst lange Lebensdauer starkwandig gehalten, um öfteres nacharbeiten zu gestatten; die Nebenwände dagegen sind ihrem Zweck entsprechend so dünn wie möglich gehalten. Die Dampfkolben sind aus Stahl gepreßt, auf die Kolbenstange warm aufgezogen und durch vernietete Muttern gesichert. Die drei gußeisernen Normkolbenringe haben 20 x 14 mm² Querschnitt, sind an den Stoßstellen überlappt und auf der Lauffläche mit ausgefrästen Schmiernuten versehen. Die Stangen sind zur Verringerung des Verschleißes von Zylindern, Kolbenringen und vorderen Tragbuchsen nach vorn in der gleichen Dicke von 80 mm wie hinten durchgeführt, im vorderen Teil aber durch Ausbohren leicht gehalten. Genügende Auflagerfläche der tragenden Stangen ist durch den großen Durchmesser und durch möglichst große Länge der Tragbuchse erreicht; außerdem wird dem Durchhang der Kolbenstange durch drehbare Lagerung der Tragbuchse Rechnung getragen. Mäßiger Verschleiß der mit Weißmetall ausgegossenen Lagerung kann durch umlegen loser im Anfangszustand über der Buchse eingefügter Blechplättchen unter sie ausgeglichen werden. Die Stopfbuchsen sind hinten und vorn völlig gleich ausgeführt. Verwendet werden gußeiserne Kammerstopfbuchsen in Halbschalenform. Die Halbschalen werden mit 4 Schrauben zusammengefügt und durch Paßstifte in ihrer gegenseitigen Lage gehalten, so daß sie metallisch dicht auf dem Zylinderdeckel aufgeschliffen werden können. Jede Halbschale enthält drei Kammern einheitlicher Abmessungen und Toleranzen, in die die genormten Dichtringe eingelegt werden können.

Die Zylinderräume werden an allen Stellen durch Rohre entwässert; diese Rohre führen zu Ventilen unter den Zylindern und haben ihren Abfluß in einem gemeinsamen als Schalldämpfer wirkenden Sammelkasten. Die Zylinderdeckel sind unterhalb der Kolbenstangendurchführung mit Sicherheitsventilen versehen, die auf Kesseldruck eingestellt sind. Oberhalb der Stopfbuchsen befinden sich Indikatorstutzen.

Die Druckausgleicher entsprechen der neuen Regelbauart für die kleinen Zylinder; sie haben zwei luftgesteuerte Eckventile und geben beim Ausgleich einen kurzen Weg von der einen zur anderen Zylinderseite frei. Beide Ventile bieten mit 80 mm Durchmesser freiem Durchgang dem vom Kolben hin- und hergeschobenen Zylinderinhalt einen weiten Umlaufkanal, so daß keine wesentlichen Druck- und Temperatursteigerungen beim Leerlauf auftreten. Die Abschlußventile werden vom Arbeitsdruck im Zylinder geschlossen gehalten; beim Fehlen des Schieberkastendruckes drückt eine außenliegende Feder sie leicht auf ihren Sitz und verhütet das Abheben. Die Ausgleicher liegen unter dem Umlauf und sind als Ganzes leicht auszubauen, ebenso die einzelnen Ventile. Bei diesem Ausgleich wird keine Frischluft mehr angesaugt, die früher zu starken Verkrustungen von Schiebern und Zylindern geführt hat.

Zehn Stellen werden mit Heißdampföl geschmiert und zwar jeder Schieberkörper, jeder Zylinder und jede der gußeisernen Kolbenstopfbuchsen.

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